Ergraut & Rüben: Garten sucht Gemeinschaft
Was gibt es Schöneres, als die Natur zu erleben, andere Menschen zu treffen, gemeinsam zu graben und zu säen, dem Summen der Bienen zu lauschen, über das schönste Tomatenrot zu fachsimpeln, das Geheimnis der prallsten Zucchini zu lüften, den Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen, jedes Blatt liebevoll zu hegen und zu pflegen …? Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, jeder nach Lust und Laune. Und nach der Ernte genießen alle gemeinsam das selbstgezogene Obst und Gemüse!
Wirklichkeit wird das in unserem Projekt »Ergraut & Rüben«. Für uns ist es die perfekte Ergänzung unserer Bemühungen, den Bedürfnissen älterer Menschen noch besser gerecht zu werden. Denn wir fühlen uns mitverantwortlich dafür, die sorgsame Betreuung der Senioren in unseren Pflege- und Wohnheimen als hohen Wert in unserer Gesellschaft mitzugestalten. Uns war schnell klar: Ein solcher Garten vereint lebensnah und nachhaltig wesentliche Aspekte wie Zugang zur Natur, Kontaktmöglichkeiten, Begegnung der Generationen, Einbindung ins Alltagsleben und sinnstiftendes Tätigsein.


Die Idee zu diesem Nutzgarten entwickelte der Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe inspiriert von den Gemeinschaftsgärten, die der Verein Gemüseheldinnen an verschiedenen Stadtvierteln in Frankfurt betreibt. Eine Kooperationsbasis war rasch gefunden, um die Freifläche vor dem Heinrich-Schleich-Haus, die wir zur Verfügung stellen, in eine sogenannte Permakultur-Insel umzuwandeln: ganz nach dem Vorbild der Natur, ohne schwere Maschinen, ohne Agrarchemikalien, nur mit menschlicher Handarbeit und fundiertem gärtnerischen Know-how bewirtschaftet. In einem solchen natürlichen Ökosystem gedeihen – je nach individueller Ausgestaltung – zwischen Käferkellern und Insektenhotels Obstbäume, Sträucher, Feuchtbiotope und einjährige Gemüsepflanzen.
Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist, dass Bewohner*innen des Seniorenheims, Menschen aus der Nachbarschaft, Kindergarten- oder Schulkinder die Möglichkeit haben, nach Herzenslust und verfügbaren Kräften zu gärtnern – oder einfach den Anblick der blühenden Oase genießen. Dabei ist es leicht, Kontakte zu pflegen und zu knüpfen – jede Blüte, jeder Schmetterling ein Gesprächsthema! Der Gemüsegarten ist ein Ort der Begegnung mit Jung und Alt aus der Nachbarschaft, eine willkommene Verbindung mit dem pulsierenden Leben außerhalb des gewohnten Seniorenumfelds. Die Berührung mit der Natur wirkt heilsam, die sinnvolle Tätigkeit schenkt Selbstvertrauen.


Was für ein wundervolles Gefühl ist es doch gerade für die älteren Menschen, etwas zur Zukunft beitragen zu können: Gesunde Bio-Lebensmittel vor Ort angebaut sind schließlich ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Und um so schöner ist es für die Bewohner*innen unseres Hauses, dass das Heinrich-Schleich-Haus optimale Möglichkeiten bietet, den stolz eingebrachten Ernteertrag gleich in der Wohngruppen-eigenen Küche zuzubereiten und gemeinsam zu genießen.
Machen sie mit!
Nun freut sich unser Garten auf möglichst viele pflanzende und pflegende Hände von Bewohner*innen, ihren Besucher*innen, Anwohner*innen und auf alle, die Lust haben, sich hier auf den Sitzgruppen im Freien auszuruhen. Der Blick ins Grüne ist auch direkt vom angrenzenden Gemeinschaftsraum aus möglich.
Auch wer glaubt, keinen grünen Daumen zu haben, ist willkommen. Dafür haben zwei Expertinnen des Vereins »Gemüseheldinnen« ihre grünen Finger im Spiel und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wir bedanken uns bei ihnen für ihr fantastisches Engagement und auch bei der Stadt, die uns mit dem Förderprogramm »Würde im Alter« unterstützt.
Wir freuen uns auch, wenn wir möglichst viele Organisationen mit unserem Projekt dazu anregen können, etwas Ähnliches zu verwirklichen. Unser Wissen und unsere Erfahrung teilen wir gern mit Ihnen.